Neurobiologische und körperliche Effekte
Beim therapeutischen Boxen werden alle motorischen Grundeigenschaften wie Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit und die Koordination abgefordert, trainiert und weiter ausgebildet.
Nicht zu vergessen sind dabei Myokine, Botenstoffe, die der Körper bei intensiver Muskelbeanspruchung ausschüttet. Sie stoppen Entzündungen, fördern die Immunabwehr und haben positive Einflüsse auf den Zucker- und Fettstoffwechsel.
Es kommt generell zu einer Verbesserung der Durchblutung der Muskulatur, aber auch des Gehirns mit der Folge, daß hier eine Vielzahl von Botenstoffen, sog. Neurotransmitter (Noradrenalin, Serotonin, Dopamin) gebildet und ausgeschüttet werden, die eine schmerzhemmende und stimmungsaufhellende Wirkung haben. Darüber hinaus werden bestimmte Proteine gebildet, die das Aussprossen von Nervenzellen (Neuroplastizität) und die Bildung kleinster Blutgefäße (Kapillarisierung) förden.
In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, daß körperliches Training zu einer Vegrößerung bestimmter Hirnareale (zB.Hyppocampus) führt, die wichtig für das Gedächtnis, aber auch für die Konzentration und Aufmerksamkeit sind.
Nicht zuletzt werden Endorphine, sogenannte Glückshormone und körpereigene Angsthemmer wie das Peptid ANP ausgeschüttet, die das psychische Wohlbefinden verbessern.
Das Training an sich
Die Trainingssteuerung leitet sich vom jeweiligen Trainingsziel ab und bedient sich spezieller Trainingsinhalte, die sich vom sportlichen Boxen ableiten.
Es lassen sich diagnosebezogen drei Gruppen ableiten:
Patient*innen mit psychiatrischen und psychosomatischen Diagnosen
Patient*innen mit anderen Diagnosen z.B. aus den Bereichen der Orthopädie, Rheumatologie, Traumatologie oder Neurologie
Klient*innen die therapeutsches Boxen als Prävention betreiben, individuell oder auch als Gruppe z.B. als Team bildende Maßnahme.
Wichtig ist, daß der Therapeut in der Lage ist das jeweilige Leistungsniveau und die individuelle Belastbarkeit gut einzuchätzen.
Elementare Basis für jede Boxtherapeutische Intervention ist die Kenntnis der genauen Diagnose und eine gründliche Anamnese um die physische und mentale Eignung zu erfassen, sowie eventuelle Kontraindikationen zu erkennen.
Praktische Durchführung
Das therapeutische Boxen hat nicht das Ziel boxsportliche Fähigkeiten zu entwickeln und zu perfektionieren, sondern mit ausgewählten Elementen aus dem Repertoire des Boxtrainings genau das anzuwenden was zum Erreichen des Therapieziels am sinnvollsten erscheint.
Beim therapeutischen Boxen boxen Klient*innen nicht gegeneinander sondern mit Materialien wie z.B. Doppelendbälle, Boxsack, Wandschlagkissen, Schwimmnudeln oder Pratzen.
Auch wenn eine saubere Technik wichtig ist, wird das Hauptaugenmerk auf das Erleben gerichtet. Es geht nicht um sportliche Leistung sondern um Erleben, Wahrnehmung und persönliche Entwicklung.
Sinn des therapeutischen Boxens ist es den Zusammenhang des eigenen individuellen Themas zu entdecken. Was haben die Erfahrungen aus der Boxübung mit meiner persönlichen Sitution zu tun? Dabei ist es wichtig diese Zusammenhänge selbst zu erkennen. Aufgabe des Therapeuten ist es dabei zu helfen und die Klient*innen auf diesem Weg zu begleiten